Super Micro: Kursverluste nach Anschuldigungen
Eine solche Seitwärtsphase hätten die Aktionäre von Super Micro Computer (US86800U1043) für die vergangenen Monate wahrscheinlich blind unterschrieben. Das auf den Bau von High-End-Servern spezialisierte Unternehmen galt lange Zeit als größter Nvidia-Konkurrent. Zuletzt dominierten jedoch die Negativschlagzeilen. Ende August warnte der Shortseller Hindenburg Research unter anderem vor schwerwiegenden finanziellen Unregelmäßigkeiten, dubiosen Rüstungsgeschäften mit Russland, Schwierigkeiten bei Exportkontrollen und Qualitätsproblemen, die zum Verlust von Aufträgen wichtiger Kunden führen würden.
Kurz drauf verschob der Vorstand die Veröffentlichung des Jahresberichts, der bis heute nicht vorliegt. Für Torsten Tiedt von aktienfinder.de ist die seit Februar um über 60 Prozent gefallene Aktie von Super Micro trotz vermeintlich günstiger Bewertung derzeit reine Spekulation: „Sollten sich die Vorwürfe von Hindenburg Research in Luft auflösen, wird die Aktie deutlich zulegen. Sollte der verzögerte Jahresbericht die Vorwürfe jedoch im Wesentlichen bestätigen, kann es ebenso deutlich weiter nach unten gehen“.
Gefahr für Alphabet, Chancen bei LVMH
Wenig zuversichtlich ist der Experte für Qualitätsaktien auch für die Google-Mutter Alphabet (US02079K3059), die von den Anlegerinnen und Anlegern ebenfalls sehr rege gehandelt wird. Als problematisch bewertet er vor allem die Bedrohung der Suchmaschinendominanz durch Künstliche Intelligenz. „Wenn Antworten nicht länger gegoogelt werden, bricht langfristig das Werbegeschäft weg“. Diese Gefahr bezeichnet Tiedt mit Blick auf das Nutzerverhalten in seinem persönlichen Umfeld als „real“. Deshalb hält er die „moderate Bewertung der Aktie“ mit einem KGV auf den bereinigten Gewinn von 20 zurzeit auch für gerechtfertigt. „Ein Kauf drängt sich nicht auf“.
Anders sieht es seiner Ansicht nach beim Luxuskonzern LVMH (FR0000121014) aus, dessen Aktie nach einem Kursrückgang von über 30 Prozent seit Mitte März derzeit „so günstig wie seit über 2 Jahren nicht mehr“ ist. „Parallel zu den fallenden Kursen stieg die Dividendenrendite auf nun 2,2 Prozent, während sie Anfang 2022 bei unter einem Prozent lag. Auch das KGV von 20,6 deutet auf eine günstige Einstiegsgelegenheit hin“. Weil die aktuelle Konsumschwäche aber vermutlich länger andauern dürfte, bietet sich laut Tiedt zunächst der Kauf einer ersten Tranche an, auf die bei weiterer Kursschwäche Nachkäufe folgen sollten.
Nur ein Strohfeuer bei Intel?
Wieder zurück im Fokus vieler Anleger*innen ist die Aktie von Intel (US4581401001). Der früher führende Chiphersteller ist in den vergangenen Jahren gegenüber anderen Branchenplayern klar ins Hintertreffen geraten. Mit drastischen Sparmaßnahmen, denen unter anderem auch der geplante Bau einer Fabrik in Magdeburg zum Opfer fällt, will der Vorstand das Ruder nun rumreißen. Gleichzeitig zeigt der Konkurrent Qualcomm Interesse an einer Übernahme von Intel. Zwar halten Analysten die Genehmigung eines solchen Deals für unwahrscheinlich, der zuvor deutlich gefallene Aktienkurs konnte zuletzt dennoch profitieren. Warum Tiedt Intel trotzdem „weiter auf dem absteigenden Ast“ sieht und sich von der Aktie fernhält, hat er auf seiner Homepage aktienfinder.net erläutert.