Sinkende Zinsen, erste überzeugende Unternehmenszahlen – die Börsen bleiben in Rekordlaune. Von Überbewertung spricht kaum jemand, höchstens von einer „gewissen Atempause“.
21. Oktober 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wie schlagen sich die Unternehmen im aktuellen Umfeld? Diese Frage wird derzeit mit zahlreichen Berichten über das dritte Quartal beantwortet. Den Anfang machten US-Unternehmen, heute geht es hierzulande los mit SAP. „Der Start in die US-Berichtssaison ist geglückt“, kommentiert Ulrich Kater von der DekaBank. Insbesondere die Groß- und Investment-Banken hätten starke Quartalszahlen und konstruktive Ausblicke geliefert. Auch für die kommenden Wochen zeigt er sich optimistisch: „Wir erwarten überwiegend gute Zahlen.“
Die Vorgaben für den DAX aus den USA sind gut. Dort hatte der Dow Jones am Freitag seine Rekordserie fortgesetzt. Der DAX steht am Montagmorgen bei 19.625 Punkten, nur wenig unter dem Allzeithoch im Verlauf von knapp 19.675 Punkten am Donnerstag. Auffällig bleibt der Goldpreis, der gerade wieder ein neues Allzeithoch markiert hat, bei 2.730,93 US-Dollar.
Vorfreude auf Trump?
Am Donnerstag hatte die EZB den Leitzins abermals gesenkt. Mit weiteren Schritten in diesem Jahr wird gerechnet – Treibstoff für die Aktienmärkte. Zudem rückt die US-Wahl am 5. November näher. „Ob die Aktienmärkte bereits Vorfreude auf Trump verspüren, ist Spekulation“, bemerkt Claudia Windt von der Helaba. Als frohe Botschaft für die europäische Wirtschaft sei ein Sieg des Ex-Präsidenten, dessen Lieblingswort „Zölle“ sei, wohl kaum zu werten. Sie glaubt nicht, dass Trumps Politik wirklich zu einem Aufschwung für Amerika führe. Kurzfristig sieht aber auch sie die Berichterstattungssaison im Fokus. „Eine gewisse Atempause der Rekordjagd an den Märkten würde nicht überraschen.“
Nächster Aufwärtsimpuls in Sicht
Doch auch kurzfristig überwiegt die Zuversicht. Laut Christian Henke von IG könnte der DAX nun den nächsten Aufwärtsimpuls starten. Dafür erforderlich sei ein signifikanter Sprung über 19.650 Punkten. Anschließend könne es in Richtung der 20.000-Punkte-Marke gehen. „Das Unterfangen könnte durchaus gelingen“, meint der Charttechniker. Das Momentum notiere oberhalb der Nulllinie, zudem sei der kurzfristige Abwärtstrend überwunden.
„Fehlende Euphorie gesund“
Christoph Geyer weist darauf hin, dass die positiven Kommentare in der jüngsten Aufwärtsbewegung weniger stark ausgefallen seien – ein positives Zeichen. „Es kommt keine Euphorie auf, was für einen gesunden Aufwärtstrend sinnvoll ist“, betont der Charttechniker. Da die Jahresendrallye in vollem Gange sei, bestehe nun eine gute Chance auf das Erreichen der „großen runden Marke“ von 20.000 Punkten. Die Umsätze hätten mit der Kursentwicklung zwar nicht mithalten können. Das sollte aber ebenso wenig überbewertet werden wie die anhaltend im überkauften Bereich notierenden Indikatoren. „Ein starker Trend ignoriert für gewöhnlich viele überkaufte Indikatoren.“ Somit würden die kommenden Wochen weiterhin von freundlichen Notierungen geprägt sein – wenn keine neuen Störfeuer von außen kämen.
Konjunkturdaten gibt es diese Woche kaum, dafür nimmt die Berichtssaison an Fahrt auf. Neben SAP legen in dieser Woche noch etwa die Deutsche Börse, die Deutsche Bank, Beiersdorf, Symrise, MTU, Mercedes-Benz und die Porsche AG ihre Zahlen für das dritte Quartal offen – der Deutschen Bank zufolge insgesamt 95 Unternehmen aus dem Stoxx 600. In den USA kommen Zahlen unter anderem von Tesla, Boeing, IBM und Coca-Cola.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Donnerstag, 24. Oktober
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Oktober. Es geht wirtschaftlich nur mühsam voran im Euroraum, bemerkt die DekaBank. Der Dienstleistungsbereich laufe zwar, die Industrie befinde sich aber in einer ausgeprägten Schwächephase.
Freitag, 25. Oktober
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Oktober. Nach vier Rückgängen in Folge könnte laut Helaba endlich ein Anstieg erfolgen.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter September. Am Markt wird ein Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet.
von: Anna-Maria Borse, 21. Oktober 2024, © Deutsche Börse AG