Gold-ETCs dominieren weiterhin den Handel mit Rohstoffprodukten. Nach dem lange anhaltenden Höhenflug überraschte die Gegenbewegung vergangenen Tage. Beim stark schwankenden Ölpreis kommt es verstärkt zu kurzfristigen Investments.
8. November 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das weltweit in Rohstoff-ETCs angelegte Volumen ist in den vergangenen Wochen erneut gestiegen. Mobeen Tahir von WisdomTree berichtet von weiteren Nettozuflüssen im Oktober. Klar dominiert wurde das Segment dabei von den Edelmetall-Produkten mit einem Anteil von über 80 Prozent, nachdem sich vor allem der Goldpreis erneut sehr robust entwickelt hat. Der Kurs der Feinunze markierte Ende des vergangenen Monats bei knapp unter 2.800 Dollar ein neues Rekordhoch. „Die weltweiten Kapitalflüsse bei börsengehandelten Goldprodukten sind seit Mai positiv“, erklärt Tahir.
Gold-ETC stark nachgefragt
Auch im ETC-Segment der Deutschen Börse waren die drei umsatzstärksten Produkte im abgelaufenen Monat allesamt Gold-ETCs. „Vor allem bei Xetra-Gold war eine Menge los“, berichtet Ivo Orlemann von der ICF Bank über das im Oktober mit weitem Abstand beliebteste Gold-Investment (DE000A0S9GB0). Ebenfalls rege gehandelt wurde neben dem iShares Physical Gold (IE00B4ND3602) noch der Invesco Physical Gold (IE00B579F325), wobei Orlemann hier zuletzt verstärkt Verkäufe beobachten konnte.
Bei den Rohstoff-Derivaten der Société Générale befanden sich unter den Top-Ten der meistgekauften Wertpapiere in den vergangenen vier Wochen ebenfalls mehrheitlich Gold. Dabei haben die Anlegerinnen und Anleger verstärkt auf steigende Kurse gesetzt, wie Patrick Kesselhut erklärt. Besonders beliebt waren zwei klassische Call-Optionsscheine mit nur noch wenigen Wochen Restlaufzeit, zum Beispiel ein kurz vor Weihnachten fälliger Gold-Call mit einem Basispreis bei 2,600 Dollar (DE000SW76T18). Der Schein hat sich in den letzten drei Oktober-Wochen mehr als verdoppelt, musste fast den gesamten Gewinn im Zuge der seit Anfang November laufenden Korrektur aber wieder abgeben.
US-Wahl mit überraschenden Folgen
Dass der Rücksetzer beim Goldpreis nach dem Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den USA sogar noch weiter an Dynamik gewann, kam für die Analysten der Commerzbank durchaus überraschend. Die hatten im Vorfeld bei einem Wahlsieg von Trump von einem „wahrscheinlich steigenden Goldpreis“ gesprochen, weil unter dem Republikaner die Inflation voraussichtlich höher ausfallen dürfte als unter Harris und die Gefahr bestehe, „dass die Unabhängigkeit der US-Notenbank angegriffen und damit eine angemessene geldpolitische Reaktion auf eine höhere Inflation erschwert werden könnte“.
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, vermutet nach der Wahl, dass die nachgebende Preise für Gold und auch Silber „primär an dem sehr festen US-Dollar und den hohen Renditen liegen“. Ein Grund könne aber auch sein, „dass es in den USA klare Mehrheiten und keine längere Hängepartie gibt“. Bei der Société Générale war passend dazu am Mittwoch ein frisch aufgelegter Best Unlimited Turbo-Put auf Gold (DE000SY80CU3) laut Kesselhut das „dritthäufigste gehandelte Produkt überhaupt“. Dank eines sehr hohen Hebels hat sich der bei fallenden Gold-Kursen an Wert gewinnende Schein intraday zeitweise mehr als versiebenfacht.
Öl-Produktion bleibt gedrosselt
Der Ölpreis fiel in den vergangenen Wochen immer wieder durch starke Preisschwankungen auf, ohne dass sich ein klarer Trend nach oben oder unten durchsetzen konnte. Verantwortlich dafür waren nach Ansicht von Tahir vor allem die geopolitischen Entwicklungen im Nahen Osten. Seit Anfang November geht es bei Brent und WTI wieder aufwärts, was die Commerzbank darauf zurückführt, dass die die freiwilligen Produktionskürzungen von acht Ländern der OPEC+ in vollem Umfang bis Ende des Jahres beibehalten werden sollen. Angesichts der schwächelnden Nachfrage und des steigenden Ölangebots außerhalb der OPEC+ besteht nach Meinung der Rohstoff-Strategen „kein Spielraum, die Produktion auszuweiten, ohne ein Überangebot und einen Preisrückgang zu riskieren“.
Im Handel mit Rohstoff-Verbriefungen wurden auf Xetra in diesem Umfeld vor allem die ETCs von WisdomTree auf Brent Crude Oil (JE00B78CGV99) und WTI Crude Oil (GB00B15KXV33) gehandelt. In den Umsatzlisten der Société Générale taucht relativ weit oben ein Faktor 3x Long Optionsschein auf Brent Crude Rohöl (DE000SB3T5M4) auf. Insgesamt meldet Kesselhut einen deutlichen Überhang an gekauften Long-Produkten auf die Sorte Brent. Neben Faktor-Optionsscheinen waren dabei vor allem Knock-out-Produkte gefragt.
Von Thomas Koch, 8. November 2024, © Deutsche Börse