Nach den Rekordhochs bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte gut – so die überwiegende Meinung. Kurzzeitige Rücksetzer seien aber immer wieder möglich.
23. September 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass die US-Notenbank am Mittwoch die Leitzinsen um 50 und nicht nur 25 Basispunkte gesenkt hat, befeuert zunächst die Märkte. Am Donnerstag kletterten Dow Jones, S&P 500 und auch der DAX auf neue Allzeithochs. Nur der Nasdaq 100 ist von seinem Rekordhoch aus dem Juli noch ein ganzes Stück entfernt. „Die Zinswende in den USA wurde mit einer kleinen Verzögerung gebührend gefeiert“, kommentiert Christian Henke von IG.
„Immer mehr Investoren sind überzeugt, dass der unerwartet forsch agierenden US-Notenbank tatsächlich eine sanfte Landung der US-Wirtschaft gelingen dürfte“, erklärt Thorsten Weinelt von der Commerzbank. Konjunkturdaten würden darauf abgeklopft, ob sie das Szenario einer anhaltend robusten US-Konjunktur unterstützten. „Für Aktien wird entscheidend sein, ob der US-Notenbank tatsächlich die weiche Landung gelingt“, meint Weinelt.
Nach dem neuen DAX-Allzeithoch von 19.045 Punkten am Donnerstag waren es am Freitag zu Handelsschluss wieder nur 18.720 Zähler. Die Gewinnwarnung von Mercedes-Benz lastete auf dem Index. Am Montagmorgen steht der DAX bei 18.767 Zählern. Die US-Börsen schlossen nach den Allzeithochs am Donnerstag am Freitag kaum verändert.
Zinssenkungen mit zwei „angenehmen Perspektiven“
„Die Fed hat die Nummer gegen Herbstdepressionskummer“, erklärt Robert Halver von der Baader Bank. Er geht davon aus, dass die Zinssenkungswelle bis 2026 anhalten wird, was Aktien zwei „angenehme Perspektiven“ biete: Zum einen erhöhten sinkende Zinsen ihre relative Attraktivität. Und zum anderen stärkten sie die wirtschaftlichen Auftriebskräfte und damit die Gewinnqualität vor allem der konjunktursensitiven Unternehmen.
„Grundsätzlich gehören in den kommenden Wochen allerdings Konsolidierungen und vorübergehend erhöhte Kursschwankungen zur Tagesordnung“, betont Halver mit Blick auf weitere US-Zinssenkungen und die nahende US-Präsidentschaftswahl. Sie böten aber günstige Einstiegsgelegenheiten, da sie die längerfristig attraktiven Marktbedingungen nur zeitweise verdeckten. „Mindestens sollten Anleger ihre Aktiensparpläne fortsetzen oder damit beginnen.“
„Temporäre Verschnaufpause“
Den Charttechnikern der DZ Bank zufolge hat die mit dem Rekordhoch einhergehende Annäherung an das obere Bollinger-Band eine technische Gegenreaktion ausgelöst. Die habe am Freitag weitere Kursrücksetzer ausgelöst. „Die temporäre Verschnaufpause könnte im DAX als Basis für den nächsten Trendschub fungieren.“ Bestätigt werde dieses Szenario derzeit durch Kaufsignale von gleitenden Durchschnitten und der Slow Stochastik. Nun markiere das Tageshoch vom 20. September bei 18.910 Punkten die erste Barriere, die zweite sei das jüngste Allzeithoch. „Das Long-Szenario ist hinfällig, wenn der DAX die Marke von 18.537 Punkten auf Schlusskursbasis unterschreitet.“
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 23. September
Neue Indexzusammensetzung: Ab heute gelten die Anfang September bekannt gegebenen Änderungen in der Zusammensetzung der DAX-Indizes: Neu im MDAX sind Hypoport und Schott Pharma. Dafür verlassen Encavis und Evotec den Index, die nun dem SDAX angehören. Neu im SDAX ist außerdem Deutsche EuroShop. Den SDAX verlassen neben Hypoport und Schott Pharma auch Baywa. DAX und TecDAX bleiben unverändert.
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex September.
Dienstag, 24. September
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex September. Nach Sentix- und ZEW-Klima wird auch das ifo-Geschäftsklima seinen Abwärtstrend fortsetzen, meint die DekaBank. Schwache Konjunkturindikatoren, abwärtsrevidierte Konjunkturprognosen und unklare Perspektiven lasteten auf der Unternehmensstimmung.
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board. Am Markt wird mit einer stabilen Entwicklung gerechnet.
Donnerstag, 26. September
14.30 Uhr. USA. Auftragseingänge langlebige Güter August. Erwartet wird ein Minus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Freitag, 27. September
14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Lebensmittel und Energie. Im Jahresvergleich dürfte der Index von 2,5 auf 2,3 Prozent gesunken sein, meint die Deutsche Bank. Die Kernrate sei wohl leicht von 2,6 Prozent auf 2,7 Prozent gestiegen.
14.30 Uhr. USA: Konsumausgaben August. Erwartet wird, dass die US-Konsumausgaben um 0,3 Prozent im Monatsvergleich gewachsen sind, wie die Commerzbank erklärt, nach dem Zuwachs von 0,5 Prozent im Juli.
Von Anna-Maria Borse, 23. September 2024, © Deutsche Börse AG